„Wenn Du mich so lieb bittest, kann ich doch gar nicht nein sagen, oder?“
„Natürlich tue ich Dir den Gefallen.“
„Ja klar helfe ich Dir“
Das geht doch “schnell” und es bringt Karma-Punkte, anderen Menschen zu helfen.
Wie oft sagen wir JA und wollen eigentlich NEIN sagen – tun es aber nicht – aus welchem Grund auch immer. Schon beim JA, spätestens aber im Nachgang, ärgern wir uns über die Zusage. Das schlechte Gewissen gesellte sich dann gern dazu. Weil wir unsere Arbeit nicht schaffen und schon wieder diese 4 Buchstaben nicht aussprechen konnten. NEIN!
In diesem Blog erfährst Du 7 Schritte, wie Du ohne schlechtes Gewissen und voller Selbstvertrauen Nein sagen lernen kannst.
Im schlimmsten Fall kann es dann auch mal eskalieren, so wie vor kurzen mit unserem Nachbarn.
Ich lebe mitten in Köln – wunderbar, um eben mal schnell einkaufen zu gehen, nach Feierabend gemütlich irgendwo ein Kölsch zu trinken oder ganz spontan eine der vielen Kleinkunstbühnen zu besuchen.
Doch alles hat seine zwei Seiten – einen Parkplatz zu finden, ist hingegen der blanke Horror.
Zu dem Mehrfamilienhaus, in dem wir leben, gehört auch eine vermietete Garage, in der ein Freizeit-Spass-Auto steht. D.h. dieses Auto wird nur ab und an benutzt.
Wir kamen mit dem Mieter ins Gespräch. Natürlich war die Parkplatzsituation in der Innenstadt auch ein Thema.
Er sagte zu uns, dass es ok wäre, wenn wir vor seiner Garage parken würden, da er ja nur ab und an das Auto rausfährt.
Er würde dann klingeln oder kurz durchrufen – wir fahren unser Auto weg, er seins raus – und alle sind zufrieden.
Jedes Mal, wenn es zu so einer Situation kam, haben wir wieder gefragt, ob das auch wirklich ok wäre. Wir haben ihm auch angeboten, uns an der Garagenmiete zu beteiligen.
Es kam immer:
„Klar, ist das ok“
und
„Nein, an der Miete beteiligen müsst Ihr Euch nicht.”
Wahrscheinlich ahnst Du es schon – es klingelte eines Abends wieder.
Ich ging runter – wollte das Auto wegfahren und wurde voller Wut angeschrieben und beschimpft.
Ich gebe die Worte hier nicht 1 zu 1 wieder, doch ich war wirklich sprachlos – und das will was heißen.
Das Fass ist explodiert, weil vorher nicht NEIN gesagt wurde.
Ich hoffe nicht, dass es bei Dir auch so eskaliert ?!?
Doch reicht es ja schon, wenn Du statt NEIN JA sagst, und Dich ärgerst.
Daher bekommst Du heute 7 Tipps von mir, wie Du ganz einfach NEIN sagen lernst:
Wie Du ohne Schuldgefühle NEIN sagen lernst
1. Einfach MACHEN & EINFACH machen: Nein sagen
Das klingt jetzt wahrscheinlich sehr banal für Dich.
Oder Du denkst:
“Haa – wenn das so leicht wäre, würde ich es ja tun.”
Klar ist das leicht und ich zeig Dir, wie:
Stell Dich vor den Spiegel und sag NEIN.
Dabei schaust Du Dich wertschätzend an und schüttelst ganz sanft mit dem Kopf – halt NEIN.
So trainierst Du für Dich, wie es sich anfühlt, wenn Du ein wertschätzendes NEIN sagst.
Probier es mal – das ist wirklich ganz einfach.
Das Schöne daran ist, Du kannst es so oft, so laut oder so leise sagen, wie Du willst.
Und je öfter Du das machst, desto leichter fällt es Dir, es auch anderen gegenüber auszusprechen.
Denn das Ziel ist es ja nicht, Dein NEIN böse oder wütend anszusprechen – sondern wertschätzend.
Du sagst ja nicht NEIN zu dem Menschen ansich, sondern „nur“ zu dem Wunsch oder der Bitte.
Wenn Du das die ersten Male machst, beobachte bitte Deine Gedanken, die dabei entstehen können. Denn manchmal sitzt da noch etwas, was das NEIN verhindert.
Dafür sind die nächsten Tipps. Also, weiter gehts:
2. Du bist toll - auch wenn Du NEIN sagst
Sehr oft versuchen wir mit einem Gefallen, also einem JA, das eigene Selbstwertgefühl aufzupolieren.
Das passiert in den seltensten Fällen bewusst – sondern ist ganz tief in uns verankert. Eine scheinbar feste Verwurzelung.
Wir fühlen uns toll, wenn wir anderen helfen.
Natürlich ist das toll – keine Frage. Doch wenn Du Dich bei dem Satz
„Ich bin toll (gut/wertvoll/…), wenn ich anderen helfe.“ angesprochen fühlst, ist bei Dir diese „Wenn – Dann“ Verbindung sehr stark. Nur wenn ich etwas Bestimmtes tue, bin ich gut „genug“.
Ich möchte Dich gern daran erinnern, dass Du gut genug bist – einfach so – ohne etwas zu tun.
Ich weiß, wir leben noch in einer Leistungsgesellschaft. In einer Gesellschaft, in der Menschen nach dem, was sie tun, bewerten werden. Und nicht nach dem, wer und was sie sind: wunderbare Menschen.
Damit Du erkennst, wie wunderbar Du bist, ist die erste Übung ebenfalls sehr hilfreich. Wenn Du in den Spiegel schaust und Dich anlächelst, lächelt Dein Spiegelbild Dich unweigerlich auch an. Das wirkt wahre Wunder. Und es zeigt Dir, wie toll Du bist.
Des weiteren können Dir folgende Fragen helfen, Deine „Wenn – Dann“ Verbindungen zu schwächen oder aufzulösen:
- Ist das wirklich wahr?
- Ist das immer so und bei jedem?
- Falls nicht, was ist dann anders?
- Was wäre besser, wenn ich diesen „Wenn-Dann“ Satz nicht mehr hätte?
Yeah - ich bin ich
Habe Geduld mit Dir. Genauso, wie wir als Kleinkind beim ersten Laufversuch nicht gleich einen Marathon geschafft haben, ist es mit diesen Fragen.
Wie reagieren wir bei den Kleinkindern in der Situation?
Es würde uns im Traum nicht einfallen, solche Dinge zu sagen wie:
“Das schaffst Du nie.”
“Das ist doch Blödsinn.”
“Das klappt sowieso nicht.”
“Bei Dir geht das nicht.”, zu sagen, oder ? 
Also, reagiere so auf Deine Gedanken, als ob Du Laufen lernen würdest. Was Dir das zusätzlich bringt, erfährst Du im letzten Tipp.
Doch geht es jetzt weiter mit einem weiteren Erste-Hilfe Tipp zum Nein sagen:
3. Erbitte Dir Bedenkzeit für Deine Antwort
Selbstverständlich geht es nicht um Hilferufe, wie „Hilfe, ich ertrinke“ oder sonstige ECHTE (!) Notfälle.
Sondern um die alltäglichen Themen, die an Dich herangetragen werden – egal, ob sie von Deinem Partner, Deinen Kindern, Deinen Freunden oder Deinen Kunden kommen.
Gib ihnen eine kurze Rückmeldung, wie:
👉 Ich gebe Dir heute Nachmittag eine Info, ob das geht.
👉 Ich melde mich später / morgen bei Dir deswegen.
👉 Ich benötige Bedenkzeit für Deinen Wunsch.
Das, was Du nicht machen solltest, denn es sind keine wertschätzende Reaktion:
Den Kopf einziehen und warten, dass es vorbei geht. 😉
Natürlich kann das auch mal klappen, wenn Du auf „Durchzug“ stellst. Doch ist das aus meiner Sicht keine Option, da es wenig Wertschätzung mit sich bringt.
Oder: Antworten, wie „Ja, das mache ich später / nachher.“
Vielleicht hast Du tatsächlich Glück und die Sache hat sich in der Zwischenzeit erledigt. Doch wenn nicht, bist Du kein Stück weiter. Du musst es zwar nicht jetzt erledigen, aber irgendwann dann doch.
Doch Dein Ziel ist es ja eigentlich NEIN sagen zu lernen, statt später.
4. Wäge das Für und Wider Deines Neins ab.
Nun hast Du echte Bedenkzeit, die Du für Deine Entscheidung sinnvoll nutzen kannst.
Folgende Fragen helfen Dir bei Deiner Entscheidung:
- Was sollst Du genau machen?
- Kannst Du das (wirklich besser) oder ist es scheinbare Bequemlichkeit des anderen?
- Welcher Aufwand für Dich ist damit verbunden?
Bitte beachte auch:
Wie oft denkst Du „Ach, das mache ich schnell – das dauert bei dem anderen viel länger.“ und erziehst den anderen damit zur Unselbständigkeit ?!?! 😉
- Habe ich die Zeit dafür?
- Was bleibt bei mir liegen, wenn ich das mache?
- Welches Gefühl kommt bei mir hoch, wenn meine Dinge liegen bleiben?
- Ist die Bitte angemessen oder „dreist“?
- Ist es angemessen, dass genau diese Person mich bittet - oder ist das "dreist"?
- Tue ich den Gefallen wirklich gern?
Wenn Du dann nach der Bedenkzeit wirklich guten Gewissens „Ja“ sagen kannst, dann steht dem natürlich nichts mehr im Weg.
Wenn Du allerdings zu der Entscheidung kommst, dass Du NEIN sagen willst, dann sag es auch.
Hast Du jetzt ein Magengrummeln dabei? Dann übe nochmal kurz Dein NEIN vor dem Spiegel, bis es sich für Dich gut anfühlt – und dann los.
5. NEIN
Jetzt hast Du es gesagt.
Du hast endlich NEIN gesagt.
Und nun?
Nun kommt die Reaktion Deines Gegenübers?
Vielleicht lautet sie: „Ok, dann mache ich es selbst“. Das wäre grandios.
Vielleicht ist es aber auch eine Reaktion, die es Dir schwer macht zu Deinem NEIN zu stehen. Da könnte Unverständnis hochkommen, Enttäuschung oder sogar Wut.
Genauso wie Du Dich an Dein Nein gewöhnen musstest und Dich langsam herangetastet hast – genau so braucht auch Dein Gegenüber eine Zeit der Gewöhnung. Denn dieses Verhalten von Dir ist ihm auch neu.
Daher: Nimm Dein Gegenüber mit in Deine Gedanken. Gerade, wenn es jemand ist, der Dir sehr nahe steht oder sehr wichtig ist.
Erzähle ihr oder ihm, warum es Dir grundsätzlich wichtig ist, häufiger NEIN zusagen.
Was Du davon hast und was Dein Gegenüber davon hat …
Hat er?
6. Warum willst Du NEIN sagen lernen?
Das ist ein ganz wichtiger Punkt für Dich!
- Warum willst Du das lernen?
- Was ist dann für Dich besser?
- Was ist dann für Dich einfacher oder leichter?
- Was hat Dein Umfeld davon?
Denke bei der Beantwortung dieser Fragen immer daran, dass Du die wichtigste Person in Deinem Leben bist.
Nur wenn es Dir wirklich gut geht und Du mit Deiner Kraft, Deiner Energie und Deinen Ressourcen (also auch Deiner Zeit) sorgfältig umgehst, kannst Du wirklich für andere da sein.
Nun hast Du viele wichtige Tipps, wie Du NEIN sagen lernst. Doch soll dieses Stadium des Lernens ja auch irgendwann mal vorbei sein. Und es soll für Dich zur Normalität werden, mit gutem Gewissen JA und NEIN zu sagen.
Damit das schneller geht, habe ich noch einen letzten Tipp für Dich.
7. Lobe jedes NEIN
Jedes Mal, wenn Du über Deinen Schatten gesprungen bist und NEIN gesagt hast, lobe Dich selbst für Deinen Mut.
Starte damit schon, wenn Du NEIN sagen übst – vor dem Spiegel oder wenn Du es ganz leise vor Dich her sagst.
Jedes Lob, das Du Dir sagst, bringt Dich schneller zum Ziel.
Denn unsere gesamten Handlungen, Glaubenssätze und Lebensmuster sind darauf aufgebaut – Lob zu bekommen – von jemanden anderen oder von Dir selbst.
Mit jedem Lob, welches Du Dir selbst sagst, fütterst Du Dein Selbstwertgefühl und schwächst die oben beschriebenen „wenn-dann“ Verbindungen.
Keine Sorge – die Fütterung Deines Selbstwertgefühls hat keine Kalorien. 😉
Wie Du grundsätzlich Deine Ziele erreichst, erfährst Du hier.
Mach mit bei der “Tu-Dir-gut” Challenge. Damit Du Dir Deine Lebensfreude zurückholst.
